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Sonnenschutzcreme vs UV-Schutzkleidung

stillwellmike CC BY-SA 2.0

Mit Artikeln rund um die Themen Sonne, Strand und Badespaß animiert Strände Guide regelmäßig dazu, sich in die Sonne zu legen. Dass das auf Dauer hautschädigend ist, sollte inzwischen auch beim Allerletzten angekommen sein. Deshalb soll es heute, anlässlich des Tags des Sonnenschutzes, auch mal um die Kehrseite des Sonnenbadens gehen – den Sonnenbrand. Und bei der Frage nach einem angemessenen Sonnenschutz drängt sich möglicherweise dem einen oder anderen die Frage auf, was nun besser sei: Sonnenschutzcreme oder UV-Schutzkleidung?

Schutzwirkung

Sowohl für Textilien, als auch für Sonnencreme gibt es einen Maßstab, der die jeweilige UV-Schutzwirkung ausdrückt. Bei Textilien spricht man vom UPF (Ultraviolet Protection Factor), bei Sonnencreme vom LSF (Lichtschutzfaktor) oder auch SPF (Sun Protection Factor). Beide Werte geben den Faktor an, um den das Produkt bei richtiger Anwendung, die Eigenschutzzeit der Haut verlängert. Wenn meine Haut also nach etwa 15 Minuten Sonneneinstrahlung erste Verbrennungsanzeichen zeigt, ich aber gerne 3 Stunden in der Sonne verbringen möchte, dann benötige ich einen UPF oder LSF von 12. Mehr schadet i.d.R. nicht, siehe Abschnitt Fehlanwendung.

Die Schutzwirkung hängt also vom UPF, bzw LSF ab und kann ganz individuell angepasst werden. Erwähnt sei hier schon mal, dass natürlich auch ganz gewöhnliche Kleidung einen UV-Schutz darstellt. Dieser liegt bei Sommerkleidung etwa zwischen 10 und 20, kann aber je nach Material u.v.m. erheblich variieren (siehe Fehlanwendung). Zertifizierte UV-Schutzkleidung hat einen UPF von mindestens 20. Erhältlich sind aber auch Kleidungsstücke mit einem UPF von 80. Bei Sonnenschutzcreme endet die Skala bei den meisten Herstellern mit der Bezeichnung 50+. Auch wenn sowohl Kleidung, als auch Sonnencreme damit locker alle Bedürfnisse abdecken, geht der Punkt hier knapp an die Schutzkleidung. Diese bietet auch vergleichsweise besseren Schutz vor UV-A Strahlung, welche vor allem für die Hautalterung verantwortlich ist.

Sieger in der Kategorie Schutzwirkung: UV-Schutzkleidung

Praxistauglichkeit

Ein großer Vorteil der Sonnencreme ist: Richtig angewendet, braucht man keinen weiteren Schutz. Eine Flasche Sonnencreme mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor eingesteckt, und man ist für alle Fälle gewappnet. UV-Schutzkleidung hingegen bietet für sich genommen meist keinen ausreichenden Schutz. Es bleiben für gewöhnlich Hautpartien frei, die dann eingecremt werden müssen. Zumindest eine Sonnenschutzcreme für’s Gesicht muss also trotzdem eingepackt werden.

Ein weiterer Vorteil ist die nahezu stufenlose Variationsmöglichkeit des Lichtschutzfaktors. Während es ohne große Kosten und Mühen möglich ist, für jede Jahres- und Tageszeit eine passende Sonnencreme vorrätig zu haben, ist man mit UV-Schutzkleidung stark eingeschränkt. Beim Kauf von Kleidungsstücken sollte immer auf einen ausreichend hohen UPF geachtet werden, um in jeder möglichen Situation wirksam geschützt zu sein.

Für alle Wasserratten kommt hinzu, dass Textilien im Wasser eher störend sind. Sie können zwar etwas vor Kälte schützen, beim Schwimmen und Tauchen sind sie aber hinderlich. Und kommt man schließlich aus dem Wasser, muss die nasse Kleidung am Körper trocknen oder gewechselt werden.

Einen klaren Vorteil in Hinblick auf die Praxistauglichkeit können wir der UV-Schutzkleidung aber zusprechen. Es ist kein lästiges Eincremen nötig. Vor allem der Rücken wird von Sonnencreme Anwendern oft vernachlässigt, weil da ohne Hilfe einfach kein Drankommen ist. Da wir aber in den meisten Fällen trotz UV-Schutzkleidung nicht um das Eincremen von Gesicht, Händen und ggf. anderen Hautpartien herumkommen, geht diesmal der Punkt an die Sonnencreme.

Sieger der Kategorie Praxistauglichkeit: Sonnencreme

Kosten

Der Kostenfaktor lässt sich schwer bemessen. Schließlich kauft man ein Kleidungsstück mit UV-Schutz nicht ausschließlich für die Sonne. Es kann auch mal an einem bedeckten Tag getragen werden. Und wer auf die Schutzwirkung ganz gewöhnlicher Kleidung setzt, hat fast keine Zusatzkosten.

Gehen wir mal von einem 14-tägigen Mittelmeerurlaub aus. Da sollte für einen durchschnittlichen Hauttyp mindestens eine 200 ml Flasche Sonnencreme mit einem LSF ab 30 eingeplant werden. Hierfür zahlt man etwa 10 Euro. Ein Strände Guide Leser und leidenschaftlicher Strandurlauber würde wahrscheinleich jeden Tag dieses Urlaubs mindestens 5 Stunden unbekleidet in der Sonne verbringen. D.h. für diese 60 Stunden Sonne pur (An- und Abreisetag sind herausgerechnet) müssten wir den Preis der benötigten UV-Schutzkleidung ermitteln. Ein langärmeliges Hemd und eine knielange Shorts (auch zum Baden geeignet) bekommt man für ca. 70 Euro. Jetzt muss nur noch berücksichtigt werden, dass die Kleidung auch noch nach dem Urlaub getragen werden kann. Sagen wir sie übersteht insgesamt 48 Tage der Sonne und dem Meer ausgesetzt. Für den 14 tägigen Urlaub reduzieren sich die Kosten somit auf 17,50 Euro. Das ist immer noch 7,50 Euro teuer als eine Flasche Sonnencreme. Außerdem haben wir dabei vernachlässigt, dass Kosten für die regelmäßige Reinigung entstehen, dass zusätzlich etwas Sonnencreme für ungeschützte Stellen benötigt wird, und dass der Kauf der Kleidung meist mit Zusatzkosten für Versand oder Anfahrt zum Fachgeschäft verbunden ist. Grob geschätzt, aber in puncto Kosten siegt die Sonnencreme.

Sieger der Kategorie Kosten: Sonnencreme

Gefahr von Fehlanwendung

Sowohl Sonnencreme, als auch Kleidung müssen richtig eingesetzt werden, um einen sicheren Schutz zu gewährleisten.

Fehlerquellen bei der Benutzung von Sonnencreme:

  • Alle Hautpartien, müssen gleichmäßig eingecremt werden. Das gilt vor allem für schwer zugängliche Stellen, wie Rücken oder Scheitel.
  • Massiert man zu lange ein, reduziert sich die Schutzwirkung. Den Grund hierfür haben Forscher noch nicht eindeutig belegt. Es wird aber vermutet, dass die Schutzfilter nur an der Hautoberfläche wirken können, in tieferen Hautschichten also nutzlos sind.
  • Es muss rechtzeitig nachgecremt werden.
  • Auch wer keinen Sonnenbrand bekommt, sollte sich eincremen. Wer schon etwas vorgebräunt, bzw. von dunklerem Hauttyp ist, der ist weniger anfällig für UV-B Strahlung und somit für Sonnenbrand. Ein gewisses Risiko für Tumorbildung und frühzeitige Hautalterung besteht hier aber trotzdem.
  • Sonnencreme muss UV-A Schutz bieten. Sonnenstrahlen dieser Wellenlängen verursachen Hautalterung und wie erst seit einigen Jahren bekannt ist: Auch sie können die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. Der auf allen Produkten angegebene Lichtschutzfaktor, gibt aber leider ausschließlich einen Hinweis auf das Potential, vor Hautrötung zu schützen. Er lässt also auf die Filtereigenschaften von UV-B Strahlung schließen. Man sollte beim Kauf deshalb unbedingt auf ein Symbol mit den Buchstaben „UVA“, eingeschlossen in einem Kreis, achten. Bei Produkten mit dieser Kennzeichnung ist ein Mindestschutz vor UV-A Strahlung gewährleistet.
  • Der benötigte Lichtschutzfaktor darf nicht unterschätzt werden. Um die Eigenschutzzeit der Haut zu ermitteln, müsste man es theoretisch erst einmal auf einen Sonnenbrand ankommen lassen. Manch einer hat natürlich schon ein paar Erfahrungswerte. Allerdings wird die Einschätzung auch ganz erheblich durch Faktoren wie Tages- und Jahreszeit oder geografische Breite erschwert. Aus diesem Grund ist auch immer ein wesentlich höherer Wert anzuraten, als wie er sich durch die übliche Formel bestimmen lässt:

lsf-formel

Fehlerquellen bei der Benutzung von UV-Schutzkleidung:

  • Die Schutzwirkung von Textilien nimmt ab, wenn die Kleidung nass wird. Ebenso wenn sie gedehnt wird. Solche Effekte sind im Prüfverfahren des UV Standards 801 (in Europa üblich) bereits berücksichtigt. Ein nach diesem Standard mit UPF 80 gekennzeichnetes T-Shirt hat also vor allem auch im nassen Zustand noch einen UPF von mindestens 80. Wer allerdings auf den Schutz gewöhnlicher Kleidung setzt, sollte diese Eigenschaft unbedingt berücksichtigen.
  • Dunkle Textilien schützen besser. Auch diese Eigenschaft ist selbstverständlich im Prüfverfahren bereits berücksichtigt.
  • Polyester schützt besser als Baumwolle. Bei nicht als UV-Schutzkleidung gekennzeichneten Textilien sollten dicht gewebte Materialien (insbes. Polyester) bevorzugt werden.
  • Besonders beim Einsatz von UV-Schutzkleidung muss berücksichtigt werden, dass alle Körperteile gleichermaßen geschützt sind. Denn für die Entstehung von Hautkrebs sind vor allem die Häufigkeit und Intensität entscheidend, mit der eine spezielle Hautpartie der Sonne ausgesetzt wird. Es nützt also kaum etwas, den Körper vollständig zu bedecken, solange das Gesicht regelmäßig ungeschützt bleibt.

Diesmal gewinnt knapp die UV-Schutzkleidung. Das ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass sie für gewöhnlich einen höheren Schutz bietet, als Sonnencreme. Man kann den Schutzbedarf der eigenen Haut hier nicht so leicht unterschätzen.

Sieger der Kategorie Fehlanwendung: UV-Schutzkleidung

Besonderheiten bei Kindern

Kinder kennen weder die Gefahren übermäßiger Sonneneinstrahlung, noch kann man ihnen die mit dem Sonnenschutz verbundene Verantwortung in vollem Umfang zumuten. Es ist also wichtig, einen Weg zu finden, sie effektiv zu schützen. Und während bei Erwachsenen Sonnenschutzcreme als gute, vielleicht sogar bessere Alternative zur Schutzkleidung gehandelt wird, ist für Kinder UV-Schutzkleidung unbedingt empfehlenswert (Onlineshop). Das liegt vor allem daran, dass Kinder

  • sich oft nicht gern eincremen lassen
  • gereizte Haut oft nicht rechtzeitig bemerken
  • das Hautkrebsrisiko bei einer UV-Belastung der Haut im Kindesalter besonders hoch ist

Cremt man regelmäßig und flächendeckend mit einer Sonnencreme mit sehr hohem LSF ein, ist das natürlich auch in Ordnung. Es verlangt nur etwas mehr Verantwortung und Aufmerksamkeit bei den Erwachsenen.

Sieger in der Kategorie Besonderheiten bei Kindern: UV-Schutzkleidung

Nahtlose Bräune

Bei all den erhobenen Zeigefingern zum Thema gesundheitliche Verantwortung darf natürlich auch der Schönheitsaspekt nicht ganz außer Acht gelassen werden. Nicht jeder steht auf Bräune. Aber kaum einer Steht auf den unschönen, käseweißen Abdruck, den ein T-Shirt hinterlassen kann wenn Arme Hals und Gesicht gleichmäßig braun gebrannt sind. Wer sich beim Sonnenbaden möglichst frei von Textilien macht und dabei gleichmäßig eincremt, der bekommt auch zweifelsfrei eine ganz natürliche, nahtlose Bräune. Punkt für die Sonnencreme.

Sieger der Kategorie nahtlose Bräune: Sonnencreme

Nebenwirkungen

Neben allen erwähnten Pros und Kontras gibt es noch einige weitere Dinge zu beachten. Sie können für Jeden ganz individuell mehr oder weniger relevant sein.

Nebenwirkungen der Sonnenschutzcreme:

  • Medizinisch gesehen, ist hier vor allem eine mögliche allergische Reaktion zu nennen. Für jeden, der davon betroffen ist, fällt die Wahl offensichtlich klar auf die ungefährlichere Alternative, die UV-Schutzkleidung.
  • Je höher der Lichtschutzfaktor, desto mehr weiße Rückstände hinterlässt die Creme auf der Haut. Nicht sehr schön, aber unvermeidlich: Gespenstisch weiße Kreaturen am Badestrand

Nebenwirkungen der UV-Schutzkleidung:

  • Besonders wirksamen Schutz bietet Kleidung aus Polyester. Diese Textilien sind meist nicht sehr atmungsaktiv und fühlen sich dementsprechend unkomfortabel an.
  • Außerdem schützt man sich am besten gegen UV-Strahlung, indem man dunkle Kleidung wählt, die möglichst viel Haut bedeckt. Hier ist schwitzen vorprogrammiert. Denn die Hitze staut sich unter der Kleidung. Wichtig: Je lockerer die Kleidung sitzt, desto besser schützt sie vor Sonne und dem Hitzestau kann auch etwas entgegen gewirkt werden.

Zwei nennenswerte Nebenwirkungen haben beide Kandidaten zu verzeichnen. Deshalb gibt hier das Ausmaß der Beeinträchtigung Ausschlag. Und da die meisten Anwendungsszenarien sich sicherlich an heißen Sommertagen abspielen, darf man nicht vernachlässigen, wie sehr man unter langer Kleidung ins schwitzen kommen kann. Die letzte Kategorie entscheidet daher die Sonnencreme für sich.

Sieger in der Kategorie Nebenwirkungen: Sonnencreme

Fazit

Mit 4 zu 3 Punkten ist unser Sieger die gute alte Sonnencreme. Die insgesamt höheren Verkaufszahlen für Cremes deuten ebenfalls darauf hin, dass viele Verbraucher intuitiv zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Die Entscheidung ist jedoch wirklich knapp und spricht dafür, dass jeder hier gut beraten ist, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Außerdem sei hier nochmal darauf hingewiesen, dass unser Gesamtergebnis eigentlich für den Erwachsenen Anwender steht. Für Kinder ist es ratsam, mit UV-Schutzkleidung zu arbeiten. Sonnencreme sollte natürlich als Ergänzung zur Hand sein.