Die Portugiesische Galeere – Gefährliches Nesseltier immer öfter im Mittelmeer

Es liegt vermutlich am Klimawandel: Urlauber müssen immer mehr bedenken, damit die Reise gefahrlos bleibt. Neben Hitzewellen, Insekten und Krankheiten sind seit einigen Jahren auch giftige Quallen im Fokus von Strandfreunden. Besonders die Portugiesische Galeere sollte man unbedingt meiden, denn sie ist schön, aber unter Umständen tödlich.
Worum geht es genau?
Die Portugiesische Galeere ist ein Nesseltier von anderweltlicher Anmut, das allerdings zu den effektivsten Jägern der Meere gehört. Mit ihrem Gift will sie Beutetiere töten, kann jedoch leider auch Menschen gefährlich werden. Schließlich besitzen die Tiere sehr lange Tentakeln, in denen sich hunderte Nesselzellen pro Zentimeter befinden. Diese enthalten eine Giftmischung aus verschiedenen Eiweißen, die bei Hautkontakt an den menschlichen Nervenzellen wirkt. Die Portugiesische Galeere ist bläulich-violett und transparent. Da ihre Gasblase, die sie über Wasser hält, optisch einem Segel ähnelt, wurde sie nach einem historischen Schiff benannt.
Das Tier sieht einer Qualle ähnlich, ist aber genau genommen eine Kolonie voneinander unabhängiger Polypen. Diese sind nur gemeinsam lebensfähig, da sich einzelne Polypen auf jeweils spezifische Aufgaben (etwa Fortpflanzung, Nahrungsaufnahme oder Feindabwehr) spezialisiert haben. Es handelt sich um sogenanntes Pleuston, das heißt: auf der Wasseroberfläche treibende und mit dem Wind verdriftende Organismen. Die bis 30 Zentimeter große Gasblase, die für den Auftrieb sorgt, ist mit auf 15 Prozent Sauerstoff abgereicherter Luft gefüllt, die zudem einen Kohlenmonoxid-Anteil besitzt, welchen das Tier aus der Alpha-Aminosäure L-Serin selbst herstellt (mehr Details).
Sieht sich die Portugiesische Galeere in Gefahr, taucht sie schnell ab. Ihr Segel richtet sie nur bei Wind auf, um nicht auszutrocknen. Zudem schaukelt sie nach links und rechts, um feucht zu bleiben. Mit ihren Fangarmen kann sie so steuern, dass Großverbände aus mehreren tausend Exemplaren zusammenbleiben.
Vorkommen und Vorsichtsmaßnahmen
Es gilt, sehr vorsichtig zu sein und die Berührung der Fangfäden mit menschlicher Haut zu vermeiden. Ansonsten drohen äußerst starke Schmerzen und Entzündungen. Kinder oder Personen mit Vorerkrankungen können zusätzlich Atembeschwerden bekommen oder, vor allem aufgrund eines allergischen Schocks, einen Atem- bzw. Herzstillstand erleiden. Die durch Berührung entstehenden roten Quaddeln bestehen bis zu drei Tage lang. Der Schmerz sollte dagegen nach etwa einer Stunde nachlassen. Auch abgerissene Tentakel besitzen noch Nesselzellen, welche tagelang gefährlich bleiben.
Die Portugiesische Galeere kommt im Pazifik sowie in Teilen des Atlantiks vor. Bereits 2009 wurden einige Exemplare vor den spanischen Baleareninseln gesichtet, nachdem dies jahrzehntelang nicht vorkam. In Malta wurden die Nesseltiere 2001, 2010 und 2018 entdeckt. 2010 meldeten auch das Baskenland und Kantabrien entsprechende Beobachtungen. Weitere Sichtungen im Mittelmeer in den letzten zehn Jahren gab es südlich von Cadiz, vor der korsischen Ostküste, auf Ibiza, an der Südküste von Formentera, bei Alicante und am Strand von Palma de Mallorca.
Hilfreich ist es
- gesperrte Strände (rote Flaggen!) tatsächlich nicht zu betreten,
- bei vermutlicher Sichtung Abstand zu nehmen,
- Tentakelreste vorsichtig mit einem harten Gegenstand abzuschaben,
- nach einiger Zeit Wasser über 45 Grad aufzubringen, um die Eiweißzellen des Gifts zu denaturieren,
- einen Arzt aufzusuchen, wenn der Schmerz länger anhält oder sich ein allgemeines Krankheitsgefühl einstellt,
- bei Zeichen eines allergischen Schocks den Notarzt zu rufen,
- als Wassersportler einen Ganzkörperanzug zum Schutz zu tragen und
- Sichtungen der giftigen Nesseltiere den zuständigen Behörden zu melden.
Zu wissen, wie man im Notfall richtig reagiert, kann Leben retten. Ist man informiert und bewahrt Ruhe, kann meist relativ wenig schiefgehen. Mehr zum Thema Sicherheit beim Baden kann man im kostenlosen E-Book „Wassersportsicherheit“ von ABOUT YOU nachlesen.
Weitere Gefahren im Meer
Nesseltiere sind allerdings nicht die einzige Gefahr, die an manchen Stränden lauert. Gemessen an der Anzahl der bisherigen weltweiten Todesfälle sind Alkohol und Rippströmungen gefährlicher (vgl. Artikel zu den häufigsten Todesursachen am Strand). Viele bedrohliche Meeresbewohner, von denen man schon einmal in den Medien gehört hat, trifft man aber nicht im Mittelmeer sondern vielmehr im Pazifik oder Atlantik an. Die gefährlichsten sind Krokodile, Haie sowie die Würfelqualle.
Leseempfehlung: „Giftige Plage an britischen Stränden„, in: SPIEGEL ONLINE [4.10.2017]