Flüchtlingsboote am Badestrand

Haben die Flüchtlingsströme in Europa Einfluss auf den Tourismus in den betroffenen Ländern? In den Zeitungen und im Fernsehen sind immer wieder Meldungen über Unfälle von Flüchtlingsbooten aus Afrika zu vernehmen. Dabei ist die mediale Berichterstattung aufgeladen mit einseitigen Emotionen und furchtbaren Bildern, die Angst bei den Zuschauern auslösen.
Von einer kurzen Nennung der Opferzahlen gehen die Medien schnell zur allgemeinen Flüchtlingssituation in Europa über. Diese wird nicht wirklich objektiv und abwägend dargestellt. Vielmehr wird von einem „Problem“ und von einer „Überschwemmung“ Europas mit Flüchtlingen gesprochen. Auf tatsächliche Fakten, Zahlen und vor allem die Hintergründe für die Flucht wird nur selten eingegangen. Gerüchte über eine gefakte Fluchtreportage mit Bezahlung lassen die Berichterstattung nicht glaubwürdiger erscheinen. Auch eine Benennung der Umstände und Verhältnisse von Flüchtlingen in Europa ist erst seit kurzer Zeit relevant.
Die Flüchtlinge werden kriminalisiert und nicht als das dargestellt, was sie eigentlich sind: Opfer. So verwundert es nicht, dass Ängste in der Bevölkerung geschürt werden und viele Urlauber Bedenken haben, in entsprechende Regionen zu fahren. Auch wenn wir nicht viel mit absoluter Sicherheit sagen können, weil Behörden und Medien ihre eigenen Geschichten erfinden – im Folgenden soll der Frage der aktuellen Flüchtlingssituation an den Stränden Südosteuropas genauer nachgegangen werden.
Flüchtlingsrouten und Gründe für Flucht
Die in Südeuropa ankommenden Flüchtlinge stammen hauptsächlich aus afrikanischen Ländern, aber neuerdings auch aus Syrien und Ägypten. Die Gründe liegen dabei fast immer im politischen Bereich. Die meisten Flüchtlinge leiden unter einem Bürgerkrieg, Verfolgung und diktatorischen Regime. Flüchtlinge aus Ägypten und Syrien sind in vielen Fällen politisch verfolgt, oder waren an revolutionären Handlungen beteiligt. Diese werden zwar vom Westen bejubelt, Hilfe ist aber zumeist keine zu erwarten. Zwar gibt es auch einige Wirtschaftsflüchtlinge, doch ist ihre Zahl eher gering.
Die vielen Flüchtlingsrouten mit ihren unterschiedlichen Herkunfts- und Zielländern können in vier Hauptwege kategorisiert werden. Diese sind zunächst die Route von Westafrika auf die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln, zweitens von Marokko auf das spanische Festland und Ceuta sowie Melilla, zudem von Libyen und Tunesien nach Italien und Malta und schließlich von Ägypten, Syrien und vielen anderen Ländern über die Türkei nach Griechenland oder auch Zypern. Dabei kommen die meisten Flüchtlinge in Italien oder einer seiner Inseln wie Lampedusa oder Sizilien an. Zusammenfassend sind alle für den Tourismus interessanten südeuropäischen Länder wie Spanien, Italien und Griechenland betroffen.
Umgang der Behörden und Tourismusbüros mit der Situation
Die zuständigen Behörden vor Ort sind oft rat- und machtlos und wünschen sich mehr europäische Hilfe. Es ist für eine einzige Insel wie Lampedusa nicht leicht, die Flüchtlinge nach einer gefährlichen, harten und entbehrungsreichen Überfahrt aufzunehmen, sie zu versorgen und ihnen Zukunftsperspektiven zu bieten. Langfristig können nicht alle Flüchtlinge an ihrem Ankunftsort bleiben und alle europäischen Länder stehen in der gleichen Verantwortung, Flüchtlinge aufzunehmen. Diese sogenannte Verteilung dauert leider häufig viel zu lang. In der Zwischenzeit werden die Flüchtlinge in Auffanglagern untergebracht. Die humanitären Bedingungen sind hierbei oft zweifelhaft. Italien habe dabei ein Vorgehen entwickelt, um die Flüchtlinge schneller in andere europäische Länder zu bringen und deren Regierungen so indirekt zu nötigen, ihrer Aufnahmepflicht nachzukommen. Das Land würde den Flüchtlingen 500 Euro und ein Zugticket geben, um weiter zu reisen. Das bedeutet im Umkehrschluss für Urlauber, dass diese sich keine Sorgen um eine „Überschwemmung“ Italiens oder Spaniens mit Flüchtlingen machen müssen. Die meisten wollen weiterreisen.
Auswirkungen für Urlauber
Da in vielen südeuropäischen Ländern die frühere Haupteinnahmequelle Fischfang aufgrund der Überfischung weggefallen oder zumindest gesunken ist, sind immer mehr Regionen auf den Tourismus als primäre Einnahmequelle angewiesen. Entsprechend wird von spanischer und italienischer Seite viel Geld, Mühe und Zeit in die Entwicklung des Tourismus investiert. Insbesondere Regionen wie Lampedusa oder Zypern leiden unter der negativen Berichterstattung. Wer möchte schon Urlaub in einem Krisengebiet machen? De Facto geht es vor Ort weitaus ruhiger zu, als dargestellt wird. Aufgrund der Lager und der touristischen Ausrichtung merken Urlauber fast nichts von den Flüchtlingen. Sie haben ja noch nicht einmal das Recht dazu, am Strand herumzulaufen. Übermäßige Panikmache ist zum einen unbegründet und schadet zum anderen diese Regionen zusätzlich. Für Urlauber gibt es keinerlei Einschränkungen.
Keine Flüchtlingsboote am Badestrand
Zusammenfassend muss klar gesagt werden, dass Urlauber in Italien und Spanien so gut wie nie auf Flüchtlingsboote treffen. Darüber hinaus handelt es sich selbstverständlich nicht um Kriminelle. Vielmehr sind sie Opfer staatlicher Repressionen in ihren Herkunftsländern und werden in Europa weiter ausgebeutet und ihrer Rechte beschnitten. Sie dürfen die Lager kaum verlassen. Statt sich über die Flüchtlinge zu beklagen, sollten die Gründe untersucht werden. Warum verlässt ein Mensch seine Heimat und seine Familie und geht auf eine lebensbedrohliche Reise in ein ihm unbekanntes Land? Wenn nicht bald an den Wurzeln der Probleme gearbeitet wird, kann die vereinzelte Bekämpfung der Auswirkungen kaum Früchte tragen. Wenn Touristen nun diese Gebiete meiden, haben die Regierungen vor Ort noch weniger Geld den Menschen und sich selbst zu helfen.