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9 Möglichkeiten, am Strand ums Leben zu kommen

Wonderlane CC BY 2.0

Keine Sorge! Wir schweben beim Strandbesuch nicht in ständiger Lebensgefahr. Wie zu erwarten ist die Straße dorthin viel gefährlicher als der Strand selbst. Es gibt jedoch einige Killer am Strand, von denen man zumindest mal gehört haben sollte.

Das Wichtigste vorweg – natürlich ist Ertrinken die Todesursache Nr. 1 am Strand. Wie es jedoch dazu kommt, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Die interessantesten schauen wir uns mal genauer an. Und los geht’s!

9. Voller Magen

Irgendwie hat sich die Todesursache „Essen vor dem Schwimmen“ in diese Liste geschmuggelt. Denn seit Generationen werden Kinder davor gewarnt. Es deutet jedoch alles darauf hin, dass es sich hierbei nur um einen gut gehegten Mythos handelt. Von einem bestätigten Todesfall gibt es im Netz jedenfalls keine Spur.[1]

8. Stachelrochen

Unter den Killern am Strand hat sich der Stachelrochen besonderen Respekt verschafft, indem er ein prominentes Opfer auf dem Gewissen hat. Der Tierfilmer Steve Irwin ist einer von nur ca. 17-30 Menschen, die von einem Stachelrochen getötet wurden (genaue Zahlen sind auch hier leider nicht bekannt).[2] Im Vergleich mit anderen Gefahren am Strand handelt es sich hier also eher um einen Wadenbeißer. Umso mehr Verletzte gibt es jedoch durch die Attacken des Stachelrochen. Unfälle passieren meist, wenn ein Badegast im flachen Wasser versehentlich auf eines der Tiere tritt. Lebensbedrohlich ist der Stich aber nur im Brustbereich.

7. Sandlöcher

Kein Witz! Auch ein Sandloch kann arglosen Strandbesuchern zum Verhängnis werden. Eine der namhaftesten medizinischen Fachzeitschriften, das New England Journal of Medicine, schreibt von insgesamt 31 bekannten Todesfällen (ca. 80% davon am Strand). Meist trifft es Kinder und Jugendliche, die (etwas zu tiefe) Sandlöcher graben, und selbst darin verschüttet werden.[3] Auch auf der Nordseeinsel Amrum gab es bereits einen tragischen Unfall dieser Art.

6. Giftige Quallen

Quallen wird oft nachgesagt, sie seien für Schwimmer eine größere Gefahr als Haie. Vor allem einige Arten der Würfelqualle sorgen für Angst und Schrecken. Die Chironex fleckeri beispielsweise treibt an den Küsten Nordaustraliens ihr Unwesen und hat seit 1883 bereits 64 Menschen auf dem Gewissen.[4] Das ist knapp 1 Todesopfer alle 2 Jahre. Aber auch wenn man andere Arten und Regionen der Erde mit berücksichtigt, bleibt fraglich, ob die Qualle tödlicher als der Hai ist.

5. Haie

Wohl jeder hat sich dieses Horrorszenario schon mal vorgestellt: Sommer, Sonne, Familienausflug zum Badestrand – und während einer kleinen Schwimmrunde durch die friedliche Bucht wird man von einem gigantischen Maul voller messerscharfer Zähne in die Tiefe gerissen. Und tatsächlich passiert so etwas auch in ähnlicher Form – allerdings weltweit nur etwa 8 mal pro Jahr.[5]

4. Krokodile

Für Strandurlauber ist das gefährlichste aller Tiere das Krokodil. Weltweit enden jährlich etwa 41 Angriffe auf Menschen beim baden oder schwimmen tödlich (2008-2017).[6] Das sind etwa 5 mal mehr Opfer, als durch Haie. Allerdings finden die Angriffe meist an Flüssen oder Seen statt. Abgesehen von Südostasien und Nordaustralien, wo das Leistenkrokodil zu Hause ist, ist man im Salzwasser vor Krokodilen sicher.

3. Blitzschlag

Zuerst die schlechte Nachricht: Verglichen mit den meisten anderen Gefahren am Stand liegt der Blitz in puncto Gefährlichkeit ziemlich weit vorne. Zahlen über Opfer am Strand findet man aus den USA. Dort sterben jährlich ca. 1,8 Menschen am Strand durch Blitzschlag.[7] Und da es Unwetter, im Gegensatz zu Krokodilen, Haien und Co., überall auf der Welt gibt, kann man davon ausgehen, dass sie weltweit mehr Todesopfer am Strand fordern, als jedes noch so gefährliche Tier.

…und die gute Nachricht? Es trifft für gewöhnlich nur die Leichtsinnigen. Schützen kann man sich beispielsweise, indem man ein Gebäude oder Auto aufsucht. Auch ein Wald ist im Notfall besser, als die freie Fläche am Strand. Übrigens: Im Wasser ist es vergleichsweise gefährlich. Denn der herausragende Kopf bietet dem Blitz einen willkommenen Angriffspunkt. Trotzdem muss es nicht clever sein, das Wasser zu verlassen. An einem weitläufigen Strand und in aufrechter Position kann man dem Blitz nämlich ein noch viel besseres Ziel bieten; vorausgesetzt es befinden sich keine Bäume, Sonnenschirme, Felsen oder andere Erhebungen am Ufer.

2. Rippströmungen

Die häufigste Ursache für Einsätze der Rettungsschwimmer sind Rippströmungen. Dabei handelt es sich um Strömungen auf’s offene Meer hinaus; besonders heimtückisch sind sie, weil man sie oft erst bemerkt, wenn man bereits von ihnen erfasst wurde. I.d.R. bilden sie sich spontan bei auflandigem Wind und verschwinden genauso schnell wieder. Schlimmeres kann jedoch oft vermieden werden, wenn 2 Dinge beachtet werden:

  • Gegen den Rippstrom anzuschwimmen ist meist zwecklos. Viel leichter ist es, zunächst parallel zum Ufer aus dem Strom heraus zu schwimmen.
  • Rote Flaggen an bewachten Stränden werden von den Badegästen oft nicht ernst genommen. Gute Schwimmer nehmen sie gerne als Bevormundung oder Beleidigung ihrer eigenen Schwimmfähigkeiten war. Man sollte aber wissen, dass die Flaggen nicht selten auf Rippströmungen hinweisen.

1. Alkohol

Alkohol ist vermutlich die häufigste Ursache für tödliche Unfälle am Strand. Eine Zusammenfassung zahlreicher Studien weltweit, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Alkoholgenuss und Ertrinken befassen, kommt zu dem Ergebnis, dass 30-70% aller Ertrunkenen Alkohol im Blut hatten. Bei 10-30% der Todesopfer konnte Alkoholgenuss für das Ertrinken verantwortlich gemacht werden.[8] Das heißt weltweit ertrinken jährlich 45 Tsd. – 135 Tsd. Menschen aufgrund von Alkoholkonsum. Auch wenn hierbei neben Stränden auch alle anderen Gewässer, wie Flüsse, Schwimmbäder, Badewannen, offene See u.v.m. mitgezählt werden – wenn es eine echte Gefahr gibt, für die Badegäste sensibilisiert werden sollten, dann ist es eindeutig die des Ertrinken nach Alkoholkonsum.

„Alkoholkonsum – dieser kann zu tödlichen Badeunfällen führen“

Warum das Risiko schwer vergleichbar ist (Beispiel)

Rippströme fordern wahrscheinlich deutlich mehr Todesopfer als Blitzeinschläge. Daraus lässt sich aber nicht folgern, dass es ungefährlich ist, bei Gewitter ins Wasser zu gehen. Denn die geringeren Todeszahlen durch Blitzschläge könnten darauf zurückzuführen sein, dass die meisten Menschen klug genug sind, bei Unwetter nicht an den Strand zu gehen. Um die Wahrscheinlichkeit zu ermitteln, beim Schwimmen während eines Gewitters vom Blitz getroffen zu werden, bräuchte man die Anzahl der jährlichen Badebesuche bei Gewitter sowie die Anzahl derer, die dabei tödlich vom Blitz getroffen wurden. Nur für Letzteres gibt es ein paar Zahlen im Netz.

Über die Todesopfer von Rippströmmungen hingegen kann man nur mutmaßen. Man weiß nämlich nur, dass die heimtückischen Strömungen für die meisten Einsätze der Rettungsschwimmer verantwortlich sind. Dort wo es aber deutlich mehr Todesopfer gibt, nämlich an Stränden ohne Badewacht, kann man oft keine Aussage darüber treffen, ob ein Ertrunkener Opfer eines Rippstroms wurde. Unter anderem, weil diese Strömungen oft nach kurzer Zeit schon wieder verschwunden sind.

Gut zu wissen

An deutschen Stränden sind wir noch vergleichsweise sicher. Im internationalen Ranking der jährlichen Ertrinkungsopfer pro Einwohner liegt Deutschland nämlich an drittletzter Stelle.[9] Und viele der übrigen Gefahren, die nicht mit dem Ertrinken in Zusammenhang stehen, kann man auch von seiner Paranoia-Liste streichen, denn den lebensgefährlichen Tieren ist es bei uns zu kalt. Dann verbleiben nur noch Blitzschlag und Sandlöcher als potentielle Gefahr. Hmmm, nagut – sind wir ehrlich: Rippstrom und Alkohol sind, trotz der für Deutschland erfreulichen Statistik, die wahren Killer am Strand.

Quellen:

  1. www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/schadet-essen-vor-dem-schwimmen-mythos-oder-medizin-a-1108337.html
  2. www.slate.com/articles/news_and_politics/explainer/2006/09/how_deadly_are_stingrays.html
  3. www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc070913#t=article
  4. en.wikipedia.org/wiki/Box_jellyfish#Danger_to_humans
  5. en.wikipedia.org/wiki/Shark_attack#Statistics
  6. CrocBITE 2013. The Worldwide Crocodilian Attack Database. Big Gecko, Darwin, accessed 15.1.2018. www.crocodile-attack.info
  7. www.lightningsafety.noaa.gov/fatalities/analysis03-17.pdf
  8. www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1730083/pdf/v010p00107.pdf
  9. www.worldlifeexpectancy.com/cause-of-death/drownings/by-country/